im August Abstand halten

 

Die Vogelbeeren an Ebereschen leuchten orange-rot. Zusammen mit Äpfeln sollen sie eine gute Marmelade ergeben, sagt ein Nachbar.

 

An der Eider sieht man jetzt Weidenröschen, gemeine Ackerwinde, Disteln, Brennnesseln, Weinbergschnecken, Hundekacke.

 

Die schottischen Highländer haben ein neues Kälbchen in der Herde.

 

Mirabellen massenhaft, gelbgrün unreif, unzugänglich.

 

Angler haben sich häuslich mit Zelt am Wasser niedergelassen, bis auf den halben Weg reichend. Brassen. Mehrere Angeln liegen aus. Brassen sind voll von Gräten, Fischfrikadellen arbeitsintensiv. Der Fang wird der Vogelaufzuchtstation als Futter zur Verfügung gestellt.

 

Wichtig scheint den Männern das Atmen in der Natur am Wasser zu sein, mit einer Zigarette im Mund, und was man sonst so braucht für seine Gemütlichkeit.

 

Ein Herr zieht seinen Rucksack auf einem Skateboard mit Deichsel hinter sich her. Viel Gerappel. Faszinierend, dass der Rucksack nicht runterfällt.

 

Ein syrisches Ehepaar ruht aus auf einer Bank am Wegrand. Ich grüße, man redet über‘s Wetter und fragt nach dem Befinden. Erfährt, dass die Knochen wehtun und freut sich allseits, verstanden zu werden.

 

Zwei junge Mütter spazieren mit ihren Neugeborenen vorm Bauch in schöner Eintracht.

 

Hundeleute gibt es immer, auch doofe, die ganze Berge ausgekämmter Hundehaare direkt vor einer Bank liegenlassen. Der Hund muss sich ja wohlfühlen. Mein kleiner Enkel würde sagen: Ekelig.

 

Männer, auch recht was ältere, so nennt das eine gute Bekannte, kämpfen sich in entsprechendem Outfit im Dauerlauf den Weg entlang, schnaufen, keuchen, schwitzen, machen sich zu Sklaven ihrer Messinstrumente. Hoffentlich macht das Herz auch mit und Erste Hilfe zu leisten bleibt mir erspart.

 

Ältere Damen, auch im Doppelpack, bewegen sich ebenfalls sportlich flott in schnellem Gleichschritt. Vernünftig. Stehpaddeln ist bei Frauen auch beliebt, besonders bei ruhigem Wetter. Die Eider als stehendes Gewässer eignet sich dazu sehr.

 

Ich selbst bin eher langsam unterwegs. Manchmal ist es fast ein Schleichen. Jeden Moment nutze ich die Gelegenheit, eine Pflanze, ein Tier, einen Geruch, ein Geräusch wahrzunehmen. Oder auch, um auf einer Bank zu sitzen. Dann tausche ich mich mit meiner Begleiterin Doris aus über Gedichte, Fotos, Videos über Blumen, Erfahrungen mit Blumen, Interessantes über Autoren, Musik, Komponisten, Enkelkinder, Plattdeutsch und Französisch.

 

Immer wieder findet sich ein Fotomotiv.

Neben Pflanzen bietet der Wolkenhimmel interessante Formationen, die sich lohnen, eingefangen zu werden.

Dokumentation ist alles, klingt mir von meinem früheren Gyn.Chef noch immer in den Ohren.

 

Alle Augenblicke muss ich zur Seite treten, um von Radlern und Läufern nicht überrannt zu werden. Besonders bei gutem Wetter ist viel los.

 

Ein Moin ist oft zu hören. Mit Guten Abend outet man sich prompt als Zugereiste(r).

Auch sonst werden gern ein paar Worte gewechselt, oberflächlich, über Bewegung, Gesundheit, Angelsport und immer wieder Hunde. Sobald ich vor einem Hund zurückschrecke, fragt der Besitzer erstaunt und leicht vorwurfsvoll: Sie mögen wohl keine Hunde, fürchten Sie sich etwa!? Zugegeben, ich sehe sie lieber als dass ich sie anfasse bzw. mich beschnuppern, antatzen oder ablecken lasse. Die Hundehaufen alle paar Meter sind mir lästig genug. Zuhause angekommen, berichtet eine Freundin prompt, dass so ein kleiner Hackenbeisser sie angegriffen hätte am Weg entlang der Eider.

 

Ich sag‘s ja:  Abstand halten.

 

 

 

                          Angela Djibey / Magret Peper