Am Anfang steht das Sammeln.

 

Eine Collage fügt unterschiedliche Einzelteile zusammen und schafft ein neues Ganzes. Sie zerschlägt gewohnte Zusammenhänge und baut Spiel-Räume aus vorhandenem Material, aus den Überbleibseln alter Welten: da ist das Geschenkpapier, in das die Freundin die Weihnachtspost eingewickelt hat, das Bild, das die Enkeltochter gemalt hat, die Schlagzeile, über die man nur den Kopf schütteln kann, das Foto eines Gemäldes, das sich im Kopf eingenistet hat: Fragmente, die einen Teil des täglichen Lebens gestalteten und nun unter dem Blickwinkel von Erneuerung und Recycling ein neues Leben und eine besondere Würdigung erfahren. Die verschiedenen Materialien bewahren absichtsvoll die Spuren ihrer Herkunft. Über ihren eigenen Sinngehalt hinaus arbeiten sie an der Gesamtaussage des Werkes hinaus.


Auch das Spannungsverhältnis ist zweifach: Betrachter suchen in dem Arrangement nach einem Sinn. Gleichzeitig wird ihre Aufmerksamkeit auf das Konstruktionsprinzip gelenkt.


Dem zerrissenen Lebensgefühl der Moderne gibt die Collage eine Form: so wie wir uns vielfältig durch die verschiedenen Welten des Alltags bewegen und unseren Lebensfaden aus bunten, oft absonderlichen Teilstücken zusammenknüpfen, erscheint die Collage als Emblem für Realitätenchaos und Vernetzung, für Gebilde, deren Bedeutung in konstruktivistischem Sinne individuell er-/ ge-funden wird.